Der mythischen Vergangenheit zufolge stammt der Name der Insel von der Nymphe Korkyra, Tochter des Flussgottes Asopos, die der  Meeresgott Poseidon liebte und auf die Insel brachte. Aus dieser Verbindung ging Phäax hervor, welcher den Bewohnern der Insel den schon von Homer erwähnten und aus der griechischen Mythologie bekannten Namen "Phäaken" gab. Andere Namen mit denen die Insel bezeichnet wurde waren Drepani (das griechische Wort für "Sichel", ihrer Form wegen), Makrya (die "Lange"), Kassiopia (nach der Stadt Kassiopi) und später Korfiu bzw. Korfi ("Gipfel" - wegen der beiden Erhebungen in der Stadt). "Korfi" wurde dann von den Engländern in Korfu bzw. Corfu umgewandelt, unter welchem Namen die Insel in ganz Europa und der übrigen Welt bekannt wurde.

   Im 6. und 7. Gesang der Odyssee schildert Homer eines der schönsten Abenteuer dieser Dichtung auf Kerkyra-Corfu, mit Nausikaa, der Tochter des Phäakenkönigs Alkinoos. Odysseus wurde nach seinem Abschied von Kalypso, ermattet vom Kampf mit den Wogen, an die Küste der Insel verschlagen. Durch das Eingreifen von Athene, der Schutzgöttin des Odysseus, begab sich Nausikaa mit den Mädchen ihres Gefolges zur Flussmündung, um Wäsche zu waschen, zu baden und zu spielen, und traf dort auf den erschöpften Odysseus. Nachdem sie ihn mit dem Nötigsten versorgt hatte, nahm sie ihn mit in die Stadt und bat bei der Mutter von Arete (Gemahlin von Alkinoos) um Hilfe für den liebenswürdigen Bettler. Daraufhin wurden ihm im prächtigen, mit Gold verzierten Palast des Alkinoos Gastfreundschaft und Ehren erwiesen, wie es bei den adeligen Phäaken Fremden gegenüber der Brauch war. Endlich gab sich Odysseus als König von Ithaka zu erkennen und gestand, dass er den Einfall mit dem hölzernen Pferd gehabt hatte, mit dessen Hilfe schließlich die Einnahme von Troja gelang und das in aller Welt als das Trojanische Pferd bekannt wurde. Der Gesang über den Helden endet mit der Abfahrt von Kerkyra, um nach 20-jähriger Abwesenheit in seine Heimat Ithaka zurückzukehren.

   Außer bei Homer wird Kerkyra auch von Apollonios dem Rhodier in seiner Heldendichtung "Argonautika" erwähnt. Nach den Schilderungen dieses Epos fanden die Argonauten Jason und Medea - verfolgt von den Kolchern, die den Auftrag hatten, Medea zu ihrem Vater zurückzubringen - gastfreundliche Aufnahme durch Alkinoos und Arete im Königreich der Phäaken. Dort wurde die Trauung von Jason mit Medea vollzogen und um dem Zorn des Vaters zu entgehen blieben sie auf Kerkyra.

        

   Menschen gab es auf Kerkyra seit der Altsteinzeit, wie Höhlenfunde am Berg Agios Matthäos beweisen. Auch wurden aus der Jungsteinzeit Überreste bei Sidari gefunden, ebenso wie Ansiedlungen aus der Kupferzeit bei Kephali, Amphiones und Ermones. In der Antike waren die Bewohner Kerkyras phönizischer Abstammung und wanderten unter ihrem Führer Nausithoos aus Yperia, dem heutigen Sizilien, ein. Sie hatten eine höher entwickelte Kultur, waren ausgezeichnete Seefahrer, fleißige, friedliebende Menschen und hatten eine monogame Gesellschaftsordnung, in der die Frau dem Manne gleichgestellt war. Verschiedene Forscher vertreten die unbestätigte Meinung, dass Kreter und Aegaer über die Insel gezogen sind, jedoch lassen Fragmente von mykenischen Gefäßen auf die Anwesenheit der Mykener auf der Insel schließen.

   Die wirklich Blüte Corfus beginnt in der Zeit um 750 v. Chr., als die ersten griechischen Siedler - die Eretrier aus Euböa - ankamen und sich auf der Insel niederließen, welche vorher von den Illierern besetzt war. Die Stadt Kerkyra wurde nach ihrer Besiedelung durch die Korinther im 6. Jh. v. Chr. eine bedeutende Wirtschaftsmacht, vor allem Dank des Handels, der sich mit den Küstenstädten des Adriatischen Meeres entwickelte. Das Jahr 427 v. Chr. war ein Meilenstein in der Geschichte Corfus, als nach einem blutigen Bürgerkrieg zwischen den Athen-freundlichen Demokraten und den Oligarchen die ersteren die Oberhand gewannen. Dieses Blutbad hat Thukydides mit vielen Einzelheiten beschrieben.

  Nach dem Tod des Königs Philipp II von Mazedonien folgte Ihm 336 v. Chr. sein Sohn Alexander der Grosse  auf den Thron. Er stellte Kerkyra - in Erinnerung an seinen mehrjährigen Aufenthalt auf der Insel - unter seinen persönlichen Schutz und so folgte für etwa 35 Jahre eine Epoche des Friedens und des Wohlstandes.

   Gegen Ende des 3. Jhs. v. Chr. litten die Ionischen Inseln sowie die an der südlichen Adria gelegenen Städte unter den Invasionen von illyerischen Seeräubern aus Dalmatien. Im Jahre 229 v. Chr. belagerten und plünderten die Piraten Kerkyra derart, dass es den Schutz der Römer erbat, die auf diese Weise ihren ersten Besitz auf griechischem Boden erwarben. Aufgrund ihrer demokratischen Einstellung verbündeten sich die Kerkyräer 58 v. Chr. mit Pompeius, der von Julius Cäsar besiegt worden war, gewährten den Mördern von Cäsar - Cassius und Brutus - Asyl und bezahlten teuer für ihre Unterstützung des Antonius in seinem Konflikt mit Oktavian. Als Sieger lies Oktavian die Kinder und Jugendlichen umbringen und erklärte Kerkyra zur römischen Provinz. Besonders begünstigt wurde die Insel durch Claudius, aber auch durch Titus, die Severer, Diokletian, Gratian und Valentian II.

   Nach dem Tod Konstantins d. Gr. im Jahre 337 n. Chr. gehörte Kerkyra  zum östlichen Teil des Römischen Reiches. Im Jahre 455 n. Chr. eroberte und plünderte das Heer der Wandalen Kerkyra. 562 n. Chr. wurde die Insel und das nahe gelegene Epirus von den Goten unter der Führung von Totila verwüstet. Nach Abzug der Goten befestigten die Kerkyräer die alte Burg und siedelten sich in dieser an. Diese Festung bildete den Anfang der neuen Stadt Koryphon ("Gipfel"). Die hohen Steuern, welche die Byzantiner den Corfioten auferlegten, erbitterte sie so sehr, sodass sie den Normannen keinen Widerstand leisteten, als diese 1147 die Insel angriffen und die Burg einnahmen. 1084 wurde Corfu mit Hilfe der Venezianer wieder eine Provinz des byzantischen Kaisers. Durch den 4. Kreuzzug (1202-1204) der Kreuzfahrer wurde das Byzantinische Reich vernichtet, aufgeteilt und Corfu den Venezianern überlassen, die aber nur 7 Jahre die Insel beherrschten. Die Insel wurde dann von griechischen Herrschern erobert und verloren diese an die Franzosen aus dem Hause Anjou.

   Ab 1386 waren die Venezianer bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Besetzer der Insel. In dieser Zeit wurden tausende Olivenbäume gepflanzt, einige davon existieren noch und tragen auch heute noch Früchte. Trotz der Tatsache, dass die venezianische Herrschaft eine Blütezeit für Corfu bedeutete, gelangten immer wieder kurzzeitig verschiedene Invasoren auf die Insel und richteten verheerende Schäden an. Auch zwei Pestepidemien dezimierten 1629 u. 1673 die Landbevölkerung.

   Die venezianische Besatzung von Corfu endete, als am 19. Juni 1797 der französische Generalleutnant Anselm Gentilly mit seinem Heer auf der Insel landete und die Festungen einnahm. Durch Proklamation gab er bekannt, dass die aristokratische Verfassung abgeschafft und die Republik eingeführt werde. Nach Einnahme der übrigen ionischen Inseln gründeten die Franzosen in Corfu eine provisorische Regierung, die als "Republikanischer Rat" bezeichnet wurde. Zum Unmut in der Bevölkerung trug die Zusammensetzung des Rates aus Konservativen und Adeligen bei und sie veranstalteten Freudenfeste als der Republikanischer Rat, nach der Verkündung der Menschenrechte - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - durch die Soldaten Napoleons, von der Insel abzog.

   Nachdem die Russen im Oktober 1798 Kythira und anschließend Zakynthos, Kephallonia, Ithaka und Lefkada besetzt hatten, wurde im März 1799 schließlich auch Corfu annektiert. Im April 1799 verkündeten der russische Admiral Ussakov und der türkische Admiral Katir ihren Entschluss, alle ionischen Inseln zu einem unabhängigen griechischen Staat zu vereinigen, mit eigener Regierung und Corfu als Hauptstadt. Im Vertrag von Konstantinopel, den Russland, die Türkei und England am 12. März 1800 unterzeichneten wurden die ionischen Inseln als einheitliches, autonomes und der Türkei steuerpflichtiges Staatsgebiet anerkannt. Die Gründung des Heptanissos-Staates war der eigentliche Beginn der Wiedergeburt einer griechischen Nation. Am 8. Juli 1806 unterschrieben Russland und Frankreich den Vertrag von Tilsit, durch den die ionischen Inseln an Frankreich abgetreten wurden.

   Die kaiserlichen Franzosen zeigten nun echtes Interesse an den Bewohnern sowie für die Entwicklung des Gebietes. Die Burgen wurden instand gesetzt, neue Befestigungsanlagen gebaut, die Verbesserung der Landwirtschaft in Angriff genommen und auch die Ionische Akademie gegründet, die in der Folgezeit unschätzbare Dienste für die Wiedergeburt des Hellenismus leistete.

   Der Fall Napoleons und die inneren Entwicklungen in Frankreich erleichterten den Engländern unter General Campbell 1814 die Besetzung der Inseln. Die ionischen Inseln wurden auf dem Kongress von Paris per Vertrag zu einem selbstständigen Staat unter dem Protektorat Englands. Die Verwaltung der Inseln lag in den Händen des Oberkommissars mit Sitz in Corfu und wurde am 21. Mai 1864, nach der Ernennung Georgs des I. zum griechischen König, an Griechenland abgetreten. Während der Weltkriege wurde Corfu von Italienern und Deutschen besetzt, aber seit 9. Oktober 1944 gehört sie wieder zu Griechenland.



30.07.2020

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